CTM 2018 eröffnet mit einer Hommage an Julius Eastman. Das Werk des 1990 mit 49 Jahren viel zu früh verstorbenen afroamerikanischen Komponisten, das minimalistische Innovation mit offensiver politischer Provokation zusammenbringt, erfährt derzeit eine Wiederentdeckung.
Jace Clayton aka DJ/rupture befasst sich in seinem Projekt „Julius Eastman Memorial Dinner“ mit zwei von Eastmans bekanntesten, wenn auch selten aufgeführten Klavierkompositionen – „Evil Nigger“ (1979) und „Gay Guerilla“ (1980) – und formuliert sogleich eine Kritik an den Rezeptionsmustern afroamerikanischer Musik und gesellschaftlich herausfordernder Kunst. Mit einem Arrangement aus zwei Konzertflügeln, Live-Elektronik und Gesang gelingen ihm neue Perspektiven auf Eastmans musikalisches Erbe. Mit seiner selbst entworfenen „Sufi Plug In“-Software unterzieht Clayton die Klavierklänge von
David Friend und
Emily Manzo einer Live-Bearbeitung, während die Neo-Sufi-Vokalistin
Arooj Aftab musikalische Vignetten zufügt.
Eingeleitet wird das Eröffnungskonzert mit einem eigens für das Festival entwickelten Stück der Künstlerin
Zorka Wollny. Im Mittelpunkt von Zorka Wollnys neuer Arbeit „Dissent“, steht die Stimme: ihr Potenzial, Bedürfnisse zu artikulieren und Mitsprache in öffentlichen Debatten einzufordern. Die kurze Komposition erkundet ein breites Spektrum an stimmlichen Ausdrucksformen vom kraftlosen Flüstern bis zum Schrei. Fragmente von Texten treten aus dieser Klangkulisse hervor, werden als einzelne Silben, zerrissene Wörter, unvollständige Parolen, fragmentarische Postulate, Manifeste oder Gebete hörbar. Unzufriedenheit, Stress und Wut über alltägliche Übergriffe aufgrund von Unterschieden in Klassenzugehörigkeit, Ethnie oder geschlechtlicher Identität suchen Ausdruck im Seufzen und Schreien der Sänger*innen, die jenseits von Wörtern versuchen Dissidenz in Form eines Musikstück erklingen zu lassen . „Dissent“ entstand speziell für den Theatersaal des HAU1 als Auftragsarbeit für das CTM Festival.
Angeleitet durch die Sängerinnen
Angela Wingerath und
Anna Clementi besteht der Chor aus:
Ada Kowalewski, Anna Münster, Anne-Kerstin Hege, Dace Šteinerte, David Marnuse, Donya Solaimani, Drury Brennan, Evelyn Saylor, Evie Pardoe, Felicitas Schreier, Gizem Akman, Jan Philipp Engelke, Kathy Alberici, Khalil Riahi, Lisa Baeyens, Malgorzata Czubak, Nori Niki, Robert Wimpory, Rosa Gerhards, Teresa Scherhag, Zuzanna Czajkowska.Aufgrund von technischen Bedingungen wurde Zorka Wollny´s Eröffnungskonzert abgewandelt. Anstatt der musikalischen Teslaspule wird ein eigens für das CTM Festival und den Saal des HAU1 konzipiertes Gesangsstück für 23 Stimmen präsentiert.
Das vollständige Festivalprogramm gibt es auf
www.ctm-festival.de.