30.5.-2.6.2018

Detroit – Berlin: One Circle

Music • Talk • Performance • Installation • Film • Club

“Detroit – Berlin: One Circle” geht der intensiven Beziehung zwei­er Orte nach, die immer wieder abgeschrieben und gleichzeitig symbolisch überfrachtet wurden. Die spontan mit den beiden Zentren assoziierten Bilder brach liegender Zivilisationsruinen versprühen einen fast mythologischen Austeritäts-(Anti-)Glamour. Die zwei Städte sind vor allem im popkulturellen Bewusstsein seit den 1980er-Jahren untrennbar durch die rasante Entwicklung und Verbreitung von Techno miteinander verbunden. Das Festival beschränkt sich jedoch nicht auf den reichen musikalischen Austausch, sondern bezieht darüber hinaus auch die ebenso produktiven Felder künstlerischer sowie städtepolitischer Debatten mit ein.

Die Rezeption und Distribution des in den 1980er-Jahren in Detroit entstandenen Techno – einem Sound, der dem Niedergang der fordistischen Stadt nach dem Beginn der Deindustrialisierung utopische Bilder der Zukunft entgegensetzte –, führte bekanntlich dazu, dass auch Berlin sich zu einer Metropole für elektronische Musik entwickeln konnte. Diesem nicht nur historisch, sondern auch aktuell bedeutsamen Umstand trägt das HAU Hebbel am Ufer in Kooperation mit “The Potential – Subcultural Exchange For Urban Development” im Zuge einer Clubnacht im Tresor Berlin Rechnung. Das HAU widmet eine Nacht dem Hip-Hop: politische Texte treffen auf feministische Themen – mit Miz Korona & The Korona Effect, Ché & Dj Stacyé J und A.W.A. – African Women Arise. Neben einer Live-Performance von MODEL 500 mit Juan Atkins, Mark Taylor, Milton Baldwin und Gerald Brunson wird Mike Huckaby Sun Ra Reel-to-Reel Sessions mit Richard Zepezauer und Lakuti präsentieren.

Mike Banks von Underground Resistance, Mark Ernestus, der Begründer des Plattenladens Hard Wax, und Dimitri Hegemann, der Macher des Tresor Clubs, werden in einem Gespräch über die Achse “Berlin – Detroit” der Frage nachgehen, wie Techno nach Europa kam. Zusammen mit der rechten Hand des Bürgermeisters von Detroit, Adrian Tonon, werden in Anlehnung an die Berliner Nachtkultur Zukunftsszenarien für Detroit entworfen. 

Eine weitere Gesprächsrunde eruiert die Relevanz einzelner Radiosendungen, wie die von Electrifying Mojo in Detroit oder die von John Peel bei der BBC, für Subkulturen und stellt daran anschließend die Frage, welcher Stellenwert Künstler*innenradios wie reboot.fm in Berlin, Webradios wie Theo Parrishs WOKE Radio oder aber auch NTS in der heutigen Musikkultur zukommt. In Gesprächen zwischen Detroiter und Berliner Kulturproduzent*innen und Städteforscher*innen soll über Möglichkeitsräume für Kulturschaffende in der postindustriellen Stadt nachgedacht werden. Im direkten Städtevergleich werden einerseits durch eine Kritik an politischen und privatwirtschaftlichen Akteur­*in­nen Themen der Gentrifizierung, Vertreibung und Austerität aufgeworfen. Andererseits gilt es auch die bekannten Folgen des “urban boosterism”, der im Stadtleben in erster Linie eine ökonomische Ressource sieht, zu analysieren. Sprechen werden u.a. die Künstlerin Ingrid LaFleur, die sich als Kandidatin für das Bürgermeister*innenamt in Detroit für afrofuturistische Zukunftsentwürfe stark gemacht hat, und der Labelmanager von Underground Resistance Cornelius Harris.

Wie der Diskurs über die “kreative Stadt” als Widerspruchsbeziehung artikuliert werden kann, steht im Zentrum der Performance der interdisziplinären Künstlerin Tiff Massey, die sie speziell für das Festival neu entwickelt. Nguyễn Baly, die Gruppe SDW e.V. sowie der Kotti-Shop sind im Vorfeld des Festivals aus Berlin nach Detroit gereist. Sowohl im HAU3 als auch in einer Outdoor-Installation wird Material aus ihren Künstler*innen-Residenzen präsentiert.

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Termine

Ein Festival des HAU Hebbel am Ufer. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. “Detroit – Berlin” ist Teil von “Claiming Common Spaces”, einem Projekt des Bündnisses internationaler Produktionshäuser. Die Künstler*innenresidenzen werden durch das Goethe-Institut und das HAU Hebbel am Ufer gefördert.