Afro-Sonic Modernity: The Souls of Black Folk

  • Dialog
  • Musik
Englisch /  Mit deutscher Simultanübersetzung / 

W. E. B. Du Bois verweist in einem seiner bekanntesten Werke, „The Souls of Black Folk“ (1903) bereits auf die Bedeutung von v.a. Musik, die er als spezifische Kommunikationsform der Schwarzen versteht. Während der Begriff Afrofuturismus und dessen Erforschung relativ neue techno-philosophische Phänomene sind, lässt sich das lange Erbe der afrofuturistischen Musikproduktion bereits auf die Werke des Jazzmusikers Sun Ra in den 1950er Jahren zurückführen. Diese kreative und experimentelle Form der Musikproduktion setzte sich in den 1970er Jahren mit dem Disco-Funk von George Clintons „Parliament-Funkadelic“ durch und mit Raps der „Ultramagnetic MCs“ in den 1980er Jahren fort. Heute sind zahlreiche Beispiele für Afrofuturismus in der Welt des HipHop zu finden, wo Künstler:innen wie Kendrick Lamar und Kool Keith - ehemaliger Mitglied der „Ultramagnetic MCs“ - Anspruch auf afro-sonic Identitäten hegen.

Alexander Weheliye wird in seiner Keynote das Potenzial von Black Music, dessen Bilder, Ideen und Ikonen von enormer politischer Bedeutung sind, auf eindrucksvolle Weise darstellen. Wie Schwarze Musik beispielsweise in Kinofilmen der deutschen Nachkriegszeit “gefiltert” und schließlich appropriiert wurde, aber Schwarze deutsche MCs es dennoch schaften in den 1980er und 90er Jahren eine individuelle Beziehung zwischen Musiktechnologie und ihrer Schwarzen deutschen Identität zu (re-)konstruieren, wird Natasha A. Kelly im Gespräch mit Alexander Weheliye, Frederik „Torch“ Hahn, Gründungsmitglied der Hip-Hop-Formation Advanced Chemistry und Prof. Priscilla Layne, Associate Professor für Germanistik und African, African American und Diaspora Studies an der Universität North Carolina, USA verdeutlichen.

Das Highlight des Abends bildet der Berliner Beatjazzer Onyx Ashanti mit seinen improvisatorischen Sounduntersuchungen, die als projizierte Visualisierung, Lichtfarbsequenzierung, Roboterparameterrückmeldung und CAD-Design ihren Ausdruck finden.

Alexander Ghedi Weheliye ist Professor für African American Studies an der Northwestern University, USA, wo er Schwarze Literatur und Kultur, kritische Theorie, soziale Technologien und Populärkultur unterrichtet. Er ist Autor von “Phonographies: Grooves in Sonic Afro-Modernity” (2005) und “Habeas Viscus: Racializing Assemblages, Biopolitics, und Black Feminist Theories of the Human” (2014).

Frederik “Torch” Hahn ist ein deutsch-haitianischer Musiker. Anfang der 1980er Jahre schloss er sich der HipHop-Kultur an und wurde zu einem der ersten Protagonisten der aufkeimenden Szene in Deutschland. Afrika Bambaataa verlieh ihm 1985 den Overlord of Sound & Culture und King of the First German Chapter of the Zulu Nation. Nach einigen Jahren als Tänzer und Graffiti-Artist gründete er 1987 mit den befreundeten HipHop-Künstlern Toni L, Linguist, Gee-One und GJ Mike MD die Heidelberger Musikgruppe Advanced Chemistry. Die zentralen Themen der Gruppe waren sozialpolitisch und gesellschaftskritisch geprägt. 2010 rief er das Netzhilfswerk Marasa.org für das Erdbeben in Haiti ins Leben. 2011 stellte er zahlreiche Originalexponate aus seiner Karriere der Stadt Heidelberg zur Verfügung, die ein Hip-Hop-Archiv gründete. Heute ist er als Dj Haitian Star unterwegs und veröffentlicht Mixtapes, in denen er u.a. Breakbeats, Italo-Disco, Soul, Funk und Kompa, einen Musikstil seiner zweiten Heimat Haiti, spielt.

Priscilla Layne stammt aus Chicago, USA und ist Associate Professor für Deutsch und Adjunct Associate Professor für African, African American and Diaspora Studies an der University of North Carolina, USA. Sie promovierte an der University of California in Berkeley. Ihre Forschung und Lehre stützt sich auf Postcolonial Studies, Gender Studies und Critical Race Theory, um Themen wie die Darstellung des Schwarzseins in Literatur und Film und das Konzept des Anderen in Science Fiction/Fantasy zu thematisieren. Sie ist Autorin von “White Rebels in Black: German Appropriation of African American Culture”. Ihr aktuelles Buchprojekt beschäftigt sich mit afrodeutschem Afrofuturismus.

Ab 22:00 / WAU: After-Party mit DJ Haitian Star

Termine

Vergangen
Sa 3.11.2018, 18:00 / HAU1

Credits

Ein Projekt von Natasha A. Kelly in Zusammenarbeit mit HAU Hebbel am Ufer. Gefördert durch: Bundeszentrale für politische Bildung, the Hutchins Center for African & African American Research at Harvard University.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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