Hikaru Fujii

Asahiza

  • Dialog
74 min

Dokumentarfilm, 2013, 74 Minuten, Farbe

Das ehemalige Kabuki-Theater und Kino Asahiza in der Stadt Minamisoma, 23 Kilometer vom Kernkraftwerk Fukushima Daiichi entfernt, steht exemplarisch für eine Entwicklung, die die wirtschaftliche und politische Situation der Nachkriegszeit in Japan charakterisiert: Ein sich zunehmend verschärfendes Gefälle zwischen Stadt und Land, die fortschreitende Verödung der Provinz im Gegensatz zu den ökonomischen Ballungsräumen Tokio und Osaka, der Funktionsverlust der Innenstädte durch die Entstehung überdimensionaler Shopping-Malls außerhalb der Stadt.                  

                                  

Das im Jahr 1923 als Theater erbaute Asahiza erlebte ab den 1950er Jahren seine Blütezeit als Kino – als Ort in dem viele spätere Ehepaare der Region ihr erstes Date verbrachten oder Kinder den sehnlichst erwarteten Filmstart der neuesten Anime-Hits erlebten. Infolge der Verbreitung des Fernsehens sowie der Entvölkerung der Innenstadt in Minamisoma wurde das Asahiza aufgrund massiven Besucherschwunds 1991 geschlossen. Seitdem wird es vom „Asahiza Appreciation Club“ sporadisch für Filmvorführungen genutzt, um das Gebäude vor dem Verfall zu bewahren und langfristig möglicherweise eine Zukunftsperspektive für das Kino zu erschließen.

In Hikaru Fujiis ruhiges Filmportrait fern von jeglicher Sensationslust lauscht den Erinnerungen der Bewohner von Minamisoma an „ihr“ Kino und spiegelt auf diese Weise eine durch sehr persönliche Perspektiven geprägte Geschichte des zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der japanischen Provinz. Die neue Wirklichkeit der Stadt in Auseinandersetzung mit den Folgen des Nuklearunfalls im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi erscheint im Film nur äußerst sparsam, unter größter Zurückhaltung. Auf diese Weise gewinnt sie jedoch gerade als Leerstelle, als Inversion, eine starke Präsenz, die eine Reflexion über die mediale Repräsentation der Realität nach dem 11. März 2011 und die Performance der „Betroffenen“  in Gang setzt.
Im Rahmen von "Japan Syndrome - Kunst und Politik nach Fukushima"

Produktion: ASAHIZA Produktionskomitee ( Bunkanashigotohito Consortium [ Association Community Cinema Center / Merger Company  tecoLLC /  NPO 20th Century Archive Sendai / Limited Private Company Contents Project / Japan Film Commission]) / Asahiza Appreciation Club Distribution: Association Community Cinema Center

Team

Regie: Hikaru Fujii

Termine

Vergangen
Fr 23.5.2014, 20:30 / HAU1

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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