Love Cult & Alina Filippova "Nada" / Buttechno

Im Rahmen von CTM 2016

  • Musik

Das Duo Love Cult kommt aus Petrosawodsk im Nordwesten Russlands. Anya Kuts und Ivan Zoloto sind zentrale Protagonisten eines neuen musikalischen Undergrounds in Russland. Gemeinsam mit der Filmemacherin Alina Filippova, die auch die jüngsten Musikvideos Love Cults produziert hat, stellen sie erstmals ihr audiovisuelles Projekt „Nada“ vor. Mit aggressivem Goth-Jungle und schleppenden, verrauschter Melancholie adressieren Love Cult mit emphatischer Präzision Gefühlslagen der jungen Generation zwischen westlich orientierten Metropolen und in post-sowjetischer Starre verharrender Provinz.

„Nada“ versteht sich als Versuch instantanen Filmemachens: Filippova editiert Material ihres aktuellen, noch unvollendeten Filmprojekts live während Love Cult darauf mit einer Mischung aus Improvisation und vorkomponierten Sequenzen reagieren. Die in Filippovas Heimatstadt Lebedyan gedrehten Filmsequenzen drehen sich um existentielle Langeweile, Verlorenheit, Tristesse, jugendliche Sehnsüchte und Spannungen zwischen den Generationen. Während die Kleinstadt Lebedyan die meiste Zeit des Jahres nur noch von den Alten bewohnt wird, kommen die Twens im Sommer für kurze Zeit zurück, wo sie auf eine rückwärtsgewandte und ihren neuen Lebensweisen skeptisch gegenüberstehende Umgebung treffen. Mit atmosphärischer Intensität macht „Nada“ Spannungen und Frustrationen spürbar, die sich zwischen dem im Transformationsprozess der Nachwendezeit steckengebliebenen und zunehmend repressiven Russland und einer sich im Aufbruch befindenden, an globalen Entwicklungen orientierenden Jugendkultur entfachen.

Langeweile, Frustration, Wut und latente Gewalt sind auch die Themen der zweiten audiovisuellen Performance des Abends. Mit abstrakten Klängen und konkreten Bildern aus seiner eigenen Lebenswelt verleiht Buttechno aktuellen Stimmungslagen in Russland pointierten Ausdruck. Als Teil des Kollektivs John’s Kingdom gehört Buttechno, der auch die Musik für die Schauen des derzeit Furore machenden Moskauer Modedesigners Gosha Rubchinsky produziert, zu den wichtigen Künstlern des neuen elektronischen-Undergrounds in Moskau.

Vom 30. Januar bis 7. Februar ist das CTM Festival erneut zu Gast im HAU Hebbel am Ufer. Das Programm des stets thematisch arbeitenden Berliner Musikfestivals entstand diesmal u.a. in Zusammenarbeit mit dem im Libanon geborenen Musiker Rabih Beaini und dem Schweizer Netzwerk Norient. Vor dem Hintergrund einer globalen Konfliktsituation, in dessen Zentrum die zunehmend radikal geführte Auseinandersetzung um Grenzziehungen und -auflösungen steht, schafft das CTM Festival 2016 mit dem Thema „New Geographies“ Räume für Musiken, die essentialistischen Kulturvorstellungen eine Absage erteilen und dazu beitragen, der Vielfalt einer zunehmend polyzentrischen, polychromatischen und hybriden (Musik-) Welt mit größerer Offenheit zu begegnen. Neben Auftragsstücken und Premieren präsentiert das Festival mehr denn je Künstler*innen aus Regionen jenseits der üblichen Hotspots.

Das komplette Festivalprogramm findet sich unter www.ctm-festival.de.

CTM 2016 wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds, der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien, des Musicboard Berlin und des Programm Creative Europe der Europäischen Union. In Zusammenarbeit mit transmediale, Kulturprojekte Berlin, SHAPE und SoCCos und vielen weiteren.

Termine

Vergangen
Mo 1.2.2016, 20:30 / HAU2

Spielorte

HAU2
Hallesches Ufer 34, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Es stehen vier Relaxed Seats in der ersten Reihe des HAU2 zur Verfügung. Auch Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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