Looking Back 1930 | 2020: Building on Fragmented Legacies

Mit: Karina Griffith
Im Rahmen von “Radical Mutation”
Im Anschluss: Karina Griffith, Sandrine Micossé-Aikins, Katharina Oguntoye, Eric Otieno, Abenaa Adomako und Saraya Gomis

  • Dialog
  • Performance
Deutsch /  Englisch / 

Der Kampf gegen strukturellen Rassismus und für die eigene Repräsentation in der Kultur währt in Deutschland bereits Jahrhunderte, auch wenn er bis heute teilweise zum Schweigen gebracht und an den Rand gedrängt wird und die Archive hierzu lückenhaft sind. In diesem Moment der Abrechnung überlegen wir, wie es voran gehen kann, gleichzeitig schauen wir zurück und würdigen unsere Vorläufer. Einer der Ausgangspunkte des Abends ist die erste bekannte, in Deutschland entstandene Schwarze Theaterrevue “Sunrise in Morning Land” (1930). Das von Louis Brody geschriebene Stück war ein Projekt der Berliner “Liga zur Verteidigung der N----rasse”; es spielt um 1880 und kritisiert aus afrikanischer Perspektive die Folgen des europäischen Imperialismus für Afrika. Die 38 Schwarzen und drei weißen Schauspieler*innen spielten auf Duala, Deutsch, Englisch und Französisch. Das Stück selbst ist verschollen, doch laut Berichten zeitgenössischer US-amerikanischer Zeitungen wurde darin die Darstellung Schwarzer Menschen in kulturellen Produktionen der Weimarer Republik infrage gestellt und der Geschichte und Kultur Schwarzer Menschen gehuldigt. Anhand von afrodeutschen und afrodiasporischen Biografien von der Weimarer Republik bis zur Gegenwart, die in die lückenhaften Archive gelangt sind, werden Geschichten der Gemeinschaftsbildung, des Schwarzen Internationalismus und der Solidarität nachvollziehbar gemacht.

Der Abend ist diesen Geschichten, ihrer Tilgung und ihrer Verfügbarkeit gewidmet, aber auch ihrer Bedeutung für die aktuellen Bestrebungen, kulturelle Gegebenheiten zu gestalten, in denen sich unsere Komplexitäten in all ihrer Tiefe widerspiegeln. Den Abend eröffnet Karina Griffith mit einer Erkundung der dekolonialen Rolle des Kinos. Ausgehend von ihren Studien zu dem Film “They Call It Love” (1972) des ghanaischen Filmemachers King Ampaw folgt sie den Spuren Schwarzer Filmemacher*innen und Filmemacher*innen of Color in deutschen Filmarchiven und ergänzt auf diese Weise die Ahnenreihe Schwarzer Filmautor*innen in Deutschland. Die anschließende Diskussion mit Karina Griffith, Sandrine Micossé-Atkins, Katharina Oguntoye, Eric Otieno, Abenaa Adomako und Saraya Gomis erweitert das bruchstückhafte Erbe der Kämpfe für Gleichberechtigung und Repräsentation.

Musikalischer Prolog: Lamin Fofana
Performance: Karina Griffith
Gespräch: Karina Griffith, Sandrine Micossé-Aikins, Katharina Oguntoye, Eric Otieno, Abenaa Adomako, Saraya Gomis

Termine

Vergangen
Do 24.9.2020, 20:00 / HAU1

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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