Ali Chahrour

When I Saw the Sea

  • Musik
  • Performance
  • Tanz
Amharisch /  Arabisch /  Englisch /  Mit deutschen und englischen Übertiteln /  ca. 80 Min.

Der libanesische Choreograf Ali Chahrour verbindet in seiner Arbeit arabische Mythen mit politischen und sozialen Realitäten seiner Heimat. In “When I Saw the Sea” bringen drei Frauen mit Tanz, Musik und persönlichen Geschichten die Erfahrungen migrantischer Arbeitskräfte im repressiven Kafala-System auf die Bühne – eine eindrucksvolle, berührende Performance über Schmerz, Widerstand und Hoffnung.

“Am 27. September 2024 wurden Hausangestellte im Libanon, die bereits durch das Kafala-System gefährdet waren, von ihren Arbeitgeber*innen inmitten eines verheerenden Krieges im Stich gelassen. Sie waren im Süden, Norden und in der libanesischen Hauptstadt Beirut gefangen und sahen sich ständigem Beschuss und Bombenangriffen ausgesetzt, während viele libanesische Arbeitgebende flohen und die Frauen aus Kamerun, Ghana, Sudan, Burkina Faso, Bangladesch, Äthiopien, Kenia, Nigeria, Senegal, Sri Lanka, Nepal, den Philippinen und Sierra Leone sich selbst überließen. Versprochene Hilfe wurde nie geleistet, und einige Arbeiter*innen wurden in Häusern in stark bombardierten Gebieten eingeschlossen und starben nach verzweifelten Rettungsversuchen unter den Trümmern. Andere kämpften ohne Pässe und Habseligkeiten um ihre Sicherheit.
Während das libanesische Bildungsministerium Unterkünfte für vertriebene Bürger*innen eröffnete, wurden die Wanderarbeiter*innen davon ausgeschlossen, so dass viele gezwungen waren, an der Küste Beiruts Zuflucht zu suchen, wo sie den “endlosen Horizont der Freiheit“ erlebten, als sie zum ersten Mal das Meer sahen.” Ali Chahrour
 

Der international gefeierte Tänzer und Choreograf Ali Chahrour hat eine künstlerische Sprache geschaffen, die von arabischen Mythen sowie dem politischen, sozialen und religiösen Kontext seines Heimatlandes inspiriert ist. Mit ihr erkundet er die tiefen Beziehungen zwischen Körper und Bewegung, Tradition und Moderne. 

Seine neue Arbeit “When I Saw the Sea” spielt auf einer minimalistischen Bühne: Mit Tanz, Performance und Musik treten Rania, Zena und Tenei – von denen die letzten beiden einst als Arbeitsmigrantinnen in den Libanon kamen – eine kraftvolle Reise zu ihren bislang ungehörten Geschichten an und werden zu Aktivistinnen einer neuen Erzählung. Dabei geben sie zahllosen anderen Arbeitskräften aus Ländern wie Kamerun, Sudan oder Sierra Leone eine Stimme – Menschen, die durch das der Leibeigenschaft ähnliche Kafala-System ihrer Rechte beraubt wurden – und schaffen so einen tiefen Einblick in die politische und soziale Realität des Libanon. 

“When I saw the Sea” zeigt die Missstände dieses repressiven Arbeitssystems auf und würdigt zugleich den Mut und Widerstand der Frauen, die für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen. Mit einer Mischung aus persönlichen und kollektiven Zeugnissen berührt die Arbeit Themen wie Liebe, Mutterschaft, Krieg, Exil und Heimat. Begleitet von der Musik von Abed Kobeissy und der gefühlvollen Stimme der Sängerin Lynn Adib ist dies eine entschlossene Feier des Lebens, die sich über den Schmerz der vergangenen Kämpfe erhebt.

 

“Für mich bedeutet Widerstand momentan, Geschichten lebendig zu halten, indem man sie erzählt und ihnen Gehör verschafft. Vielleicht kann eine Art Gerechtigkeit geschaffen werden, indem man die Geschichten derjenigen erzählt, die diese katastrophalen Ereignisse durchleben.“ (Ali Chahrour im Interview mit Maria Rößler für Theaterspektakel)

“Meine Arbeit ist von arabischen Mythen, aber auch von unseren heutigen Geschichten inspiriert. Ich interessiere mich für die Auseinandersetzung mit den verborgenen Geschichten und Stimmen in den Gassen Beiruts, über die niemand sprechen will und die niemand hören will. Ich habe das Bedürfnis, mit meinem eigenen künstlerischen Ansatz Geschichten zu erzählen, vor allem Geschichten von Menschen, die diese Welt verlassen haben, ohne dass ihnen die Gerechtigkeit zuteil wurde, die sie verdient hätten.” (Ali Chahrour im Gespräch mit Petra Poelzl im Zuge der Präsentation seiner Arbeit “Iza Hawa” im HAU2)

Team

Regie und Choreografie: Ali Chahrour / Produktionsleitung: Christel Salem, Chadi Aoun / Performance: Zena Moussa, Tenei Ahmad, Rania Jamal / Musik: Lynn Adib, Abed Kobeissy / Assistenz Regie & Choreografie: Chadi Aoun / Lichtdesign und technische Leitung: Guillaume Tesson / Assistenz technische Leitung: Pol Seif / Tontechnik: Benoît Rave / Szenographie: Guillaume Tesson, Ali Chahrour / Kommunikationsmanagement: Chadi Aoun / Textbearbeitung: Hala Omran

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Termine

Aktuell
  • Europäische Premiere
    Mo 2.6.2025, 20:00 / HAU1
  • Di 3.6.2025, 20:00 / HAU1

Weitere Informationen

Besuchshinweis
Hinweis:

Im Anschluss an die Vorstellung am 2.6.: Artist Talk, Moderation: Petra Poelzl

Credits

Produktion: Ali Chahrour. Koproduktion: HAU Hebbel am Ufer, Le Festival d'Avignon, Ibsen Scope, Arab fund for arts and culture (AFAC), Al Mawred al Thaqafi, DeSingel Antwerpen, Domino Zagreb / Perforations Festival, Holland Festival, Zürcher Theater Spektakel, Al Madina Theater. Gefördert im Rahmen des Bündnisses der internationalen Produktionshäuser durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Unterstützt durch: Beryte Theater, L'Institut Français de Beyrouth, Wicked Solutions, WASL Productions, Beit el Laffé, Orient 499, Raseef, Beirut, Houna center, Zoukak Theatre.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.

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