Amnesty International

Digital Surveillance: How States Are Spying on the Resistance

  • Dialog
  • Workshop
Englisch / 

In Deutschland und weltweit sind Protestbewegungen zunehmenden Repressionen ausgesetzt. Im Jahr 2021 wurde aufgedeckt, dass Regierungen die Spionagesoftware “Pegasus” einsetzen, um Journalist*innen, Aktivist*innen und Oppositionelle ins Visier zu nehmen – auch innerhalb der EU. Heute blüht die invasive Überwachung weiter auf und führt zu einer zunehmenden Normalisierung von Tools, die jedes Smartphone in ein 24/7-Überwachungsgerät verwandeln können. Von Spionageprogrammen über Staatstrojaner bis hin zur Gesichtserkennung dringt gezielte und massenhafte Überwachung immer weiter in den Alltag ein, wobei marginalisierte Gemeinschaften unverhältnismäßig stark betroffen sind und die Demokratie untergraben wird.

Unter dem Titel “Digitale Überwachung: Wie Staaten den Widerstand ausspionieren” bringen Amnesty International und das HAU Hebbel am Ufer Journalist*innen, Aktivist*innen, Technolog*innen, politische Entscheidungsträger*innen und die von Spionageprogrammen Betroffenen zusammen. In Workshops, einer Digital Security Clinic und einer Podiumsdiskussion erkunden sie konkrete Schritte zur Rückgewinnung der demokratischen Kontrolle über die Überwachung. Während Deutschland über neue Sicherheitsgesetze debattiert und die EU sich auf die Umsetzung der KI-Verordnung vorbereitet, fragen wir: Überwachung wird zur Regel – was müssen wir tun, um das zu stoppen?

Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem HAU Hebbel am Ufer und dem Security Lab von Amnesty International – einem Team aus Forscher*innen, Hacker*innen, Programmierer*innen und Anwält*innen, die sich für den Schutz der Zivilgesellschaft vor unrechtmäßiger digitaler Überwachung einsetzen.

 

WORKSHOPS
Mit dem Security Lab von Amnesty International und Paper Trail Media

15:30 / HAU3 / Englisch

Bekämpfung illegaler Überwachung: Untersuchungen des Security Lab
15:30–17:30
Mit Donncha O'Cearbhaill, Rebecca White und Ruairi Nolan
Forensische Analyse, Unterstützung für Opfer, Interessenvertretung und Kampagnen – so reagiert das Security Lab auf die globale Überwachungskrise. In dieser praxisorientierten Sitzung geht es um die Ermittlungsarbeit des Security Labs zu Pegasus, Predator, Paragon und Cellebrite. Sie erfahren, wie Spuren von Spyware aufgedeckt werden und wie Forschungsergebnisse in die Praxis umgesetzt werden im Kampf gegen unrechtmäßige Überwachung.

Follow the Money: Einblicke in eine grenzüberschreitende Untersuchung zu Überwachungs- und Zensurtechnologien
18:00–19:00
Mit Jurre van Bergen, Sophia Baumann, Frederik Obermaier, Marla Rivera
Amnesty Tech und PaperTrail Media stellen ihre neue Untersuchung zum weltweiten Handel mit Überwachungs- und Zensurtechnologien vor (offizielle Veröffentlichung: Anfang September). In diesem Workshop erfahren Sie, wie diese Technologien Grenzen überschreiten und zur Unterdrückung des zivilgesellschaftlichen Raums eingesetzt werden – und lernen die Ermittler*innen hinter der Geschichte kennen.

Digital Security Clinic
Drop-in zwischen 16:30 und 19:30
Benötigst du Unterstützung im Bereich digitale Sicherheit? Das Security Lab und andere Expert*innen bieten hier Beratungen und Tools an. Personen, die einem hohen Überwachungsrisiko ausgesetzt sind, können zusätzlich eine digitale forensische Analyse durchführen lassen, um zu überprüfen, ob ihr Gerät mit Spyware infiziert ist.


PANELDISKUSSION
Digitale Überwachung: Wie Staaten den Widerstand ausspionieren
Mit Sophie in ’t Veld, David Yambio, Donncha Ó Cearbhaill und Anja Osterhaus, Moderation: Yolanda Rother
20:00–22:00 / Englisch
Während Deutschland über neue Sicherheitsgesetze debattiert und die EU sich auf die Umsetzung der KI-Verordnung vorbereitet, fragen wir: Überwachung wird zur Regel – was müssen wir tun, um das zu stoppen? Es diskutieren Sophie In ’t Veld (ehemalige Europaabgeordnete und Berichterstatterin der Pegasus-Untersuchung), David Yambio (Gründer Refugees in Lybia und Opfer von Spionagesoftware), Donncha Ó Cearbhaill (Security Lab) und Anja Osterhaus (Geschäftsführerin Politik und Strategie bei Reporter ohne Grenzen) über Widerstand, Regulierung und die Rückgewinnung unserer Rechte.


VIDEOINSTALLATION
HAU1
Brian Eno und Forensic Architecture, “Data Sonification” (audiovisuelle Arbeit, 2021, 20:37 Min.)
Die 2015 erstmals entdeckte Malware Pegasus hat die Geräte von Journalist*innen, Anwält*innen und Aktivist*innen in über 45 Ländern infiziert. Pegasus wurde vom israelischen Cyberwaffenhersteller NSO Group entwickelt, einem sichtbaren Teil des riesigen israelischen Technologie-Ökosystems zur Überwachung von Palästinenser*innen.

Das umfassendere Projekt “Data Sonification” besteht aus einer Reihe von Interviews mit internationalen Menschenrechtsaktivist*innen, die von Staaten und Unternehmen mit Pegasus überwacht wurden, sowie einer interaktiven 3D-Plattform, auf der Tausende von Open-Source-Datenpunkten präsentiert werden. Mit Unterstützung von Amnesty International und dem Citizen Lab der Universität Toronto deckt die Plattform Muster von Zusammenhängen zwischen Überwachungs- und Unterdrückungsvorfällen auf und zeigt, wie digitale Infizierungen oft mit realen Schäden verbunden sind.
Dieser Film und die dazugehörige Klanglandschaft sind das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Forensic Architecture mit dem Komponisten Brian Eno, um die Daten aus der Datenbank, die zur Kartierung der weltweiten Verbreitung von Pegasus erstellt wurde, in modulierte Klänge zu übersetzen.

 

TEILNEHMENDE
Sophie in ’t Veld war von 2004 bis 2024 Abgeordnete im Europäischen Parlament. Sie setzte sich über Jahre für den Schutz der Privatsphäre und die Kontrolle staatlicher Überwachung ein. Als Berichterstatterin leitete sie den EU-Untersuchungsausschuss zum Einsatz von Pegasus und ähnlicher Spionagesoftware (PEGA-Ausschuss).

David Yambio ist Menschenrechtsverteidiger und Mitbegründer der Organisation “Refugees in Libya”, deren Engagement zur Freilassung von mehr als 200 Personen führte. Im Sudan geboren, wurde er als Kindersoldat von der LRA zwangsrekrutiert, floh aus seinem Land, wurde versklavt und in Libyen eingekerkert. Zudem wurde er selbst durch Spionageprogramme verfolgt. David ist derzeit Global Fellow für internationale Verbrechen und Rechenschaftspflicht beim European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR).

Donncha Ó Cearbhaill leitet das Security Lab bei Amnesty International und untersucht digitale Bedrohungen gegen die Zivilgesellschaft. Er trug maßgeblich zur Aufdeckung des weltweiten Einsatzes von Spionagesoftware wie Pegasus und Paragon bei. Seine Arbeit zeigt, wie Überwachungstechnologien als Waffe gegen Journalist*innen, Aktivist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen eingesetzt werden.
Anja Osterhaus ist Geschäftsführerin von Reporter ohne Grenzen (RSF) Deutschland. Sie hat in Berlin, Brüssel und Mexiko-Stadt gelebt und gearbeitet und sich in verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen für globale Gerechtigkeit und Menschenrechte eingesetzt.

Yolanda Rother ist Mitbegründerin von The Impact Company, Mitglied des Vorstands der Stiftung Zukunft Berlin und hält Vorträge zu den Themen digitale Gesellschaft, Politik und Diversität.

Frederik Obermaier ist ein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter investigativer Journalist und Mitbegründer von Paper Trail Media. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Enthüllung der Panama Papers und war an weiteren großen Recherchen wie den Bahamas Leaks, Paradise Papers und Suisse Secrets beteiligt. Zudem ist er Mitglied des ICIJ und Mitbegründer des Anti-Corruption Data Collective.

Ruairi Nolan ist stellvertretender Direktor von Amnesty Tech. Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in den Bereichen Menschenrechte und Friedensförderung, unter anderem in Burundi, Pakistan, der Zentralafrikanischen Republik, Nigeria und Simbabwe.

Rebecca White ist Forscherin im Security Lab von Amnesty International, das sich für den Schutz der Zivilgesellschaft vor unrechtmäßiger Überwachung einsetzt. Zuvor arbeitete sie in der Kommunikationsabteilung des LSE-Instituts für Gender Studies und als Migrationsaktivistin im Europa-Regionalbüro von Amnesty.

Sophia Baumann ist investigative Reporterin und Datenjournalistin bei Paper Trail Media und veröffentlicht ihre Arbeiten im Spiegel und beim ZDF. Sie hat an preisgekrönten internationalen Projekten wie “Cyprus Confidential” und “Vulkan Files” mitgearbeitet und wurde 2023 zu einer der “Top 30 Journalisten unter 30” gekürt.

Jurre van Bergen ist Technologe im Security Lab von Amnesty International. Er forscht zur Überwachungsindustrie und leistet forensische Unterstützung für Menschenrechtsverteidiger und zivilgesellschaftliche Organisationen.

Marla Rivera ist Technologin und Forscherin mit den Schwerpunkten Überwachung und digitale Forensik. Sie leitet das InterSecLab und war 2022 Digital Forensics Fellow bei Amnesty International.

Termine

Vergangen
  • Di 30.9.2025, 15:30 / HAU3
  • Di 30.9.2025, 20:00 / HAU1

Credits

Eine Kooperation von Amnesty International und HAU Hebbel am Ufer.

Spielorte

  • HAU1
    Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

    Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden.

  • HAU3
    Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin

    Das HAU3 ist leider nicht barrierefrei. Das Theater ist über das Treppenhaus erreichbar (3. Stock). Damit wir unter diesen Gegebenheiten optimalen Service bieten können, wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per Email an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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