"Das harte Leben begann an dem Tag, als ich meine Karriere beendet habe. Ich habe keine Wohnung, keinen Job und kein regelmäßiges Einkommen", erzählt die chinesische Gymnastin Cheng Fei, siebenfache Nationalmeisterin und Weltmeisterin. "Die Blumen, der Applaus, die Flaggen – das fühlt sich an wie ein anderes Leben." Mit Mitte 20 bereits altes Eisen, auf sich allein gestellt, ohne staatliche Fürsorge, oft ohne formale Schulbildung und berufliche Perspektive: Constanza Macras arbeitet in "THE GHOSTS" mit chinesischen Zirkusakrobaten. Es scheint, als seien die ehemaligen Akrobaten, welche einst Ruhm und Ehre für ihr Land erlangten, in Vergessenheit geraten und von der chinesischen Gesellschaft »ausrangiert« worden, auch wenn viele von ihnen noch sehr jung sind. Macras erinnern sie an "hungrige Geister" – nach der chinesischen Alltagsmythologie sind das verlorene Seelen, die bei ihren Vorfahren in Vergessenheit geraten sind und die ohne Hab und Gut ein tristes Dasein in der Zwischenwelt fristen. Für Macras ist die materiell prekäre, geisterhafte Existenz der ehemaligen Akrobaten eine Metapher für das Leben im heutigen China mit seinen Widersprüchen, sozialen Ungerechtigkeiten und Machtstrukturen. Die einst dem Land Ruhm und Ehre brachten, werden ausrangiert, sobald sie keine Spitzenleistung mehr erbringen. Macras' "THE GHOSTS" soll den Akrobaten nun, wie das chinesische Geisterfest im Juli den rastlosen Seelen, temporär die Rückkehr ins Leben ermöglichen. Sie sollen sichtbar werden mit ihrer Geschichte. Besetzt hat Macras neben vier Mitgliedern ihrer Kompanie Constanza Macras | DorkyPark sowie fünf chinesischen Zirkusakrobaten und einen chinesischen Musiker. Wie stets nähert sich die in Berlin ansässige argentinische Choreografin ihrem Thema dabei mit unterschiedlichen theatralen Mitteln wie Tanz, Musik und Text.
Weitere Vorstellungen von THE GHOSTS am 5. + 7. + 8.9.
Informationen und Tickets: www.schaubuehne.de/de/produktionen/the-ghosts
Dauer: 100min
Eine Produktion von Constanza Macras | Dorkypark und Goethe-Institut China in Koproduktion mit Tanz im August, Schaubühne am Lehniner Platz, CSS Teatro stabile di innovazione del FVG, Udine und dem Guangdong Dance Festival. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, den Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten. Mit freundlicher Unterstützung von Garden Hotel, Guangzhou. www.GardenHotel.com