HAU Digital Art Showcase

Performance, Technology, Gaming Culture & Networking

Mit allapopp, Anan Fries, Choy Ka Fai, Interrobang, Janne Kummer, Keiken, Lena Biresch, machina eX, onlinetheater.live, Patrick Blenkarn & Milton Lim, Theresa Reiwer, Maike Thies, Emily Thomey und Marek Tusynski 

  • Dialog
  • Digitale Kunst
  • Game
  • Installation
  • Performance
15:00–22:00

Seit 2020 bietet das HAU Hebbel am Ufer auf der digitalen Bühne HAU4 eine Plattform für Performance, Technologie und Spielekultur. Am 15. Mai werden herausragende HAU4-Künstler*innen in einem siebenstündigen Showing ihre Arbeiten präsentieren, darunter hybride Performances, XR-Experimente und digitale Spiele, die sich mit dem Einfluss von kommerzieller Technologie und autoritärer Politik auf die Gesellschaft auseinandersetzen.

Seit 2020 bespielt das HAU Hebbel am Ufer neben den analogen Bühnen HAU1, HAU2 und HAU3 auch die digitale Bühne HAU4. Diese ist eine Plattform für die Verbindung von Performance, Technologie und Spielekultur mit Programmen, die sowohl online als auch auf den Theaterbühnen präsentiert werden. Am 15. Mai zeigt das HAU herausragende HAU4-Künstler*innen in einem siebenstündigen Showing. Das Publikum taucht ein in hybride Performances, interaktive Extended Reality (XR)-Experimente und diverse Spielwelten. Im Zentrum steht die Frage, wie eine künstlerische Perspektive produktiv sein kann für den Umgang mit gesellschaftlichem Wandel, in dem sich kommerzielle Technologie und autoritäre Politik zunehmend verschränken. Anan Fries, Interrobang, Janne Kummer und onlinetheater.live zeigen Ausschnitte ihrer 2023 und 2024 entstandenen Performances. Theresa Reiwer gibt Einblicke in ihre aktuelle KI-Installation. Zudem stellen Choy Ka Fai, Keiken und machina eX ihre digitalen und analogen Games vor. Einige der Spiele können vor Ort ausprobiert werden. allapopp und Lena Biresch laden mit ihren XR-Arbeiten ein, sich im Theater zu bewegen. Und schließlich geben Patrick Blenkarn & Milton Lim in einer Videopräsentation einen Einblick in ihre transnationalen Arbeiten. Im Laufe des Tages gibt es die Möglichkeit, mit den Künstler*innen ins Gespräch zu kommen.



BÜHNENPROGRAMM

16:00 – 21:15
Moderation: Sarah Reimann

16:05 – 16:35 Ausschnitt aus “Dis-AI-Dentification” von Janne Kummer
Die performative Skizze ist Teil einer offenen Recherche zu Künstlicher Intelligenz und den ideologischen Konzepten, die in sie eingeschrieben sind. Die*der Berliner Performance-Künstler*in Janne Kummer, zuletzt 2024 mit einer Premiere am HAU, beschäftigt sich damit, wie KI-generierte Bilder stereotype Körper reproduzieren und gesellschaftliche Vorstellungen von Identität und Verkörperung prägen.

Pause

16:50 – 17:20 Ausschnitt aus “Lasting Generation” von Theresa Reiwer 
Die Berliner (post)digitale Künstlerin Theresa Reiwer entwickelte 2024 eine Rauminstallation, in der Künstliche Intelligenzen für ein Symposium zum Thema Klimagerechtigkeit zusammenkommen. Nach der Premiere am HAU Hebbel am Ufer und Präsentationen u.a. bei der Art Basel in Miami zeigen wir nun einen Ausschnitt als 1-Kanal-Videoarbeit. Dabei möchten die KIs uns Menschen in die Verantwortung für die Zukunft des Planeten nehmen. Eine Debatte beginnt. Was, wenn KI weder als unsere Assistenz noch als Konkurrenz fungierte, sondern als Verbündete? Wie können wir die einst für Krieg und Kontrolle entworfene Technologie utopisch umdeuten?

Pause

17:40 – 18:10 Ausschnitt aus “Chatbot Challenge” von Interrobang
Bereits seit 2016 arbeitet das HAU mit der Berliner Gruppe Interrobang zusammen. Sie sind spezialisiert auf partizipative Formate, die digitale Technologie miteinbeziehen. Die Performer*innen Christiane Kühl, Nina Tecklenburg, eine KI und ein Creative Coder zeigen im HAU1 ausgewählte Szenen ihrer Produktion, die fragt: Wie viel Theater steckt eigentlich in KI und wie viel KI-Theater haben Menschen bereits verinnerlicht? Ausgehend von der Grundsituation des Theaters – dem Live-Auftritt – beginnt eine intime Begegnung mit KI-Systemen, ihren Möglichkeitsräumen und Verblendungsstrategien. “Chatbot Challenge” feierte im letzten Jahr am HAU Premiere und wurde bereits international erfolgreich aufgeführt.

Pause

18:30 – 19.00 Ausschnitt aus “Myke” von onlinetheater.live 
Das onlinetheater.live ist eine transdisziplinär arbeitende Gruppe, die sich zum Ziel setzt, die postdigitale Wirklichkeit mittels emanzipatorischer und interventionistischer Formate aktiv mitzugestalten. In “Myke” haben sich die Künstler*innen zur Aufgabe gemacht, etwas gegen Radikalisierungsprozesse auf Social Media zu tun. Denn gezielte Online-Radikalisierung von Jungen und Männern hat fatale Konsequenzen. So steigt seit Jahren die Zahl der Gewalttaten an FLINTA und Queers. Wie funktioniert maskulinistische Radikalisierung auf Social Media, wo beginnt sie und wie kann man sie möglichst früh unterbrechen? Die Gruppe stellt in einer Lecture-Performance ihre TikTok-Kampagne vor, mit der sie antifeministische Content-Bubbles unterwanderten. Ihre mit dem Innovationspreis “Brave Fair” ausgezeichnete Spiele-App “Loulu” kann auf HAU4 heruntergeladen werden.

Pause

19:20 – 19:50 Ausschnitt aus “RIP” von Anan Fries
Anan Fries, Künstler*in an der Schnittstelle von digitaler Kunst und Performing Arts und seit vielen Jahren eng mit dem HAU verbunden, präsentiert nach erfolgreicher Wiederaufnahme während der Berlin Art Week 2024, erneut eine Beerdigung für einen Vogel. Vor mehr als hundert Jahren wurde die Wandertaube ausgerottet, jetzt wird sie verabschiedet. Inmitten des ersten von Menschen verursachten Artensterbens honoriert “R.I.P.” die Endlichkeit aller Existenzen und befragt das politische Potenzial einer möglichen Wiederbelebung. Performer*innen werden in ausgewählten Sequenzen, der insgesamt einstündigen Performance, mittels Motion Capture zu Zeremonienmeister*innen eines Verabschiedungsrituals. Ihre Körper verbinden das Physische und das Virtuelle, das Abwesende und das Anwesende.

Pause

20:15 – 21:15 Gesprächsrunde
mit Maike Thies, Marek Tusynski, Sarah Reimann (Kuratorin HAU4), Moderation: Emily Thomey 
Am Ende des Tages kommen wir noch einmal zusammen und diskutieren: Was haben wir beim Showcase erlebt? Welche inhaltlichen Schwerpunkte lassen sich feststellen? Wie sind die verschiedenen Projekte im aktuellen Diskurs einzuordnen? Und wie sehen wir die Zukunft eines künstlerisch-kritischen Arbeitens mit digitaler Technologie?

Maike Thies (Zürich) ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am Departement Design der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit konzentriert sich auf interaktives Theater, narrative Räume, immersive Künste, Digital Play und Speculative Design. Sie ist verantwortlich für “REFRESH”, ein von der ZHdK initiiertes Festival. Im Jahr 2023 war Thies Ko-Kuratorin der Ausstellung “Game Design Today” im Museum für Gestaltung Zürich.

Marek Tuszynski (Berlin) ist Geschäftsführer und Mitbegründer von Tactical Tech. Er ist Künstler, Designer und Kurator und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Technologie und Aktivismus. Tactical Tech ist eine kreative internationale Non-Profit-Organisation, die sich der Erforschung der sozio-politischen und ökologischen Auswirkungen von Technologie auf die Gesellschaft widmet.

Emily Thomey (Berlin) ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin, Podcasterin sowie Kulturjournalistin, die für WDR Cosmo, 1Live, Deutschlandfunk, die taz und andere hauptsächlich über und Pop-, Sub- und Netzkultur schreibt. 


INSTALLATIONEN
15:00 – 22:00 (durchgängig geöffnet)

allapopp “Hyperlove”
Für “Hyperlove” entwickelt die*der Berliner Digital-Künstler*in allapopp einen eigenen Klon. Das performative Augmented-Reality-Projekt erforscht das heutige phygitale (physische und digitale) Leben. Wie verbinden sich in unserer Welt menschliche Emotionen und Künstliche Intelligenz? “Hyperlove”, zum ersten Mal 2024 am HAU gezeigt, wirft Fragen auf, wie digitale Technologien die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen lieben und unter hyperkapitalistischen Bedingungen für sich selbst und andere Sorge tragen. allapopps Avatar singt intime Lieder und kann mittels AR-App im HAU1 erlebt werden. Das tatarische Online-Ritual, der engen Künstler*in des Hauses, kann außerdem auf HAU4 gespielt werden.

Anan Fries “Posthuman Wombs”
Nach erfolgreicher Tour kehrt die Installation “Posthuman Wombs” zurück ans HAU. Sie ist eine zärtliche Reise in eine immersive Landschaft, die von schwangeren “Posthumans” bewohnt wird. Natur und Technik sind hier keine Gegensätze, sondern unmittelbar miteinander verbunden. Die*der Künstler*in Anan Fries erkundet eine nicht-binären Schwangerschaft und den Wunsch, eine Gemeinschaft in der Pluralität zu finden. Die in der Landschaft lebenden “Posthumans” sind virtuelle Abbilder von Menschen, die auf persönliche, künstlerische und aktivistische Weise mit dem Thema Schwangerschaft verbunden sind. Die Arbeit hinterfragt gängige Normen und Rollenbilder und spekuliert über eine mögliche Zukunft, in der Schwangerschaft ein technologischer Hack ist, der auf alle Körper angewendet werden kann.

Choy Ka Fai “The Third Prince – The Game”
Der in Singapur und Berlin arbeitende Künstler Choy Ka Fai präsentiert sein erstes Game. Seine performativen Projekte sind an der Schnittstelle von Choreografie, Design und Technologie angesiedelt und wurden bereits bei Tanz im August und der Tanzplattform präsentiert. Sie verbindet ein beständiges Interesse für Schamanismus und Ostasien-Kosmologien. In dem Single-Player-Game entdeckt eine androide Schamanin auf Taiwan alte spirituelle Weisheiten wieder. Ihr Ziel ist es, die Gegenwart des dritten Prinzen nachzuweisen, ein Synonym für die chinesische Gottheit Nezha. Es stellt sich die Frage: Ist der dritte Prinz nun eine chinesische oder eine taiwanische Gottheit? Das Game wurde am HAU bereits als performatives Let´s play präsentiert und ist weiterhin auf HAU4 herunterzuladen.

Keiken “Morphogenic Angels”
Das international erfolgreiche Trio Keiken, das zwischen Berlin und London arbeitet, brachte 2023 mit “Morphogenic Angels” die erste Episode eines mehrteiligen Games heraus. Es erforscht eine Zukunft, in der Menschen durch organische Veränderungen transhumane Fähigkeiten bekommen. Diese neuen Wesen werden als Engel bezeichnet. Sie können hunderte Jahre leben und besitzen das Bewusstsein aller Arten. Im HAU1 wird das Projekt nun als Videopräsentation gezeigt. Das Playthrough mit der Berliner Drag-Figur Hungry aka Johannes J. Jaruraak ist auf HAU4 nachzuschauen.

Lena Biresch “Me, Myself & My Avatars: Sequel 2”
In einer performativen VR-Installation lädt die Hamburger Künstlerin Lena Biresch jeweils zwei Personen ein, um mittels VR-Brillen eine Welt zu betreten, in der sie neue Verbindungen zwischen dem eigenen und dem virtuellen Körper ausprobieren können. Am Anfang stecken die Spieler*innen in einem Körper für beide Personen, den sie nur durch Kollaboration steuern können. Es folgt ein Wettrennen, in dem der Avatar zwar ein menschliches Äußeres, aber den Körperbau eines Pferdes besitzt.

machina eX “Intranet // Home Office“ + “adaptor:ex“
machina eX, seit 2011 am HAU, entwickelt partizipatives Game-Theater, das die Praktiken des Computerspiels mit den Mitteln des Theaters verknüpft. Die Gruppe präsentiert im HAU1 zwei aktuelle Projekte. In „Intranet // Home Office“ recherchieren die Besucher*innen über einen Cyberangriff auf eine Lokalzeitung. So gewinnen die Spieler*innen einen Einblick in eine Produktion, die 2024 als Performance auf der Bühne Premiere hatte und dann zu einem Game weiterentwickelt wurde, das Zuhause gespielt werden kann. machina eX nutzt für ihre Entwickelung interaktiver Erlebnisräume die Software adaptor:ex. Sie verschaltet und visualisiert die Elemente von interaktiven Performances, Theater-Games, Chatbot-Adventures oder Escape Rooms. Mittlerweile wird adaptor:ex auch von anderen Theatermacher*innen genutzt. Hier lässt sich die Software Weise testen.

Patrick Blenkarn & Milton Lim “asses.masses – an insight”
2024 präsentierten die kanadischen Künstler Patrick Blenkarn und Milton Lim zum ersten Mal in Deutschland das Videospiel “asses.masses”, das auf der Bühne von einem Live-Publikum gespielt wird. Im diesem Video sprechen Blenkarn und Lim über die Entstehungsgeschichte des Projektes und darüber, wie die Künstler Spiele nutzen, um traditionelle Formen der Performance in Frage zu stellen und wie “asses.masses” ihre Arbeit geprägt hat.

HAUtie
HAUtie ist ein kommunikatives Medium. Konzipiert und gestaltet von allapopp und Philisha Kay für dgtl fmnsm, realisiert mit dem HAU und The Brettinghams. Auf der digitalen Bühne HAU4 bietet HAUtie Informationen zum Programm und zugleich eine künstlerische Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz.

Termine

Vergangen

Credits

Eine Veranstaltung des HAU Hebbel am Ufer.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an
tickets@hebbel-am-ufer.de.

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