Alain Platel / les ballets C de la B / Münchner Kammerspiele

tauberbach

  • Tanz
ca. 90 min

Das HAU zeigt zum ersten Mal seit 2010 wieder eine neue Kreation von Alain Platel in Berlin. In tauberbach, eine Kollaboration mit den Münchner Kammerspielen, setzt der belgische Regisseur seine Recherchen zum Konzept des "Bastard-Tanz" fort. Es geht um Bewegungen, die entstehen, wenn Tänzer von der Zivilisation noch unberührte Regionen ihres Bewusstsein erforschen.

Eines Tages kam Alain Platel mit einer CD in Berührung, die den Soundtrack zu einem Videoprojekt von Artur Żmijewski enthält. Der polnische Künstler und ehemalige Leiter der Berlin Biennale hatte einen Chor von tauben Menschen aufgefordert, Bach so zu singen, wie sie sich seine Musik vorstellen. Wer das Ergebnis hört, ohne den Hintergrund seiner Entstehung zu kennen, wird mit einer Mischung aus Betretenheit, Unbehagen und Lachbedürfnis reagieren. Alain Platel entdeckte für sich die Schönheit in dieser Kakophonie. Er ist fasziniert von dem, was gewöhnlicherweise als hässlich, abartig, misstönend empfunden, als Krankheit oder als Syndrom beschrieben wird. Alain Platel will die Menschen in die Lage versetzen, anders zu schauen und zu hören.

“tauberbach” ist kein Stück im konventionellen Sinn. Wohl aber gibt es Charaktere, oder besser: Identitäten, Wesen, Kreaturen. Eine davon hat sogar einen Namen: Estamira. Es ist eine real existierende Frau mit Schizophrenie, die auf einem Müllhaufen in Brasilien lebt. Menschen wie sie haben keine Sprache mehr, aber auf ihre Weise suchen sie Kontrolle und Balance. Elsie de Brauw spielt die von Estamira inspirierte Rolle. Zusammen mit fünf Tänzer und der von Steven Prengels konzipierten Musik wird auf der Bühne ein jenseitiges Universum geschaffen. Kurze Sätze und zuckende Bewegungen stellen vage Bezüge zu einer aus der Zeit gefallenen Zivilisation her. Man mag das als eine pessimistische Sichtweise auf diesen Abend verstehen, aber genauso könnte das alles auch ein Versprechen für die Zukunft sein.

Eingeladen zum Theatertreffen Berlin 2014.

Uraufführung 17. Januar 2014 - Münchner Kammerspiele

Produktion: Münchner Kammerspiele, les ballets C de la B.

In enger Zusammenarbeit mit: NTGent.

Koproduktion: NTGent, Théatre National de Chaillot (Paris), Opéra de Lille, KVS (Brussels), Torinodanza, La Bâtie – Festival de Genève.

Mit Unterstützung der Stadt Gent, Provinz Ostflandern, der Flämischen Regierung.

Team

Konzept/ Regie: Alain Platel / Entwicklung/ Performance: Bérengère Bodin, Elie Tass, Elsie de Brauw, Lisi Estaras, Romeu Runa, Ross McCormack / Dramaturgie: Koen Tachelet, Hildegard De Vuyst / Musikalische Konzeption: Steven Prengels / Lichtdesign: Carlo Bourguignon / Sounddesign: Bart Uyttersprot / Bühnenbild: Alain Platel und les ballets C de la B / Kostüme: Teresa Vergho / Bühnentechnik: Wim Van de Cappelle / Transport Bühnenbild: Luc Laroy / Produktions-leitung: Valerie Desmet / Tourmanagement: Steve De Schepper

Termine

Vergangen
  • Di 4.3.2014, 20:00 / HAU1
  • Mi 5.3.2014, 20:00 / HAU1
  • Do 6.3.2014, 20:00 / HAU1

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

HAU3000 / Positionen, Projekte, Publikationen

Wir, das Ungarn des Westens

Text von Paul B. Preciado

Paul Preciado beobachtet, wie innerhalb europäischer demokratischer Institutionen zunehmend neofaschistische Laboratorien entstehen ...