Weiter Schreiben Mondial

Dünnes Eis

Leben und Schreiben in Kriegs- und Krisengebieten

  • Dialog
Arabisch /  Belarusisch /  Französisch /  Mit deutscher Übersetzung /  Mit englischer Übersetzung /  Persisch /  Portugiesisch /  Russisch / 
Grafische Darstellung von in einer Reihe stehenden Büchern, diese zieht sich diagonal durch das Bild. Im Vorder- und Hintergrund erheben sich zwei Hände, die sich zu berühren versuchen.

Das Eis ist dünn für Autor*innen aus Kriegs- und Krisengebieten, die vor Ort bleiben und schreiben oder ins Exil gehen müssen. Die Situationen sind instabil, das Vertrauen in vermeintliche Stabilität gebrochen.

Dass die Worte tragen, ist für Autor*innen aus repressiven Regimen überlebenswichtig, sie zu äußern oft lebensgefährlich. Schriftsteller*innen aus Afghanistan, Ägypten, Angola, Belarus, Burkina Faso, Eritrea, Irak, Iran, Südsudan und Syrien erfahren, dass die Situation, auch im Exil, jederzeit brechen kann.

Zehn Autor*innen aus dem Projekt “Weiter Schreiben Mondial”, bei dem Texte und Briefwechsel von Autor*innen aus den genannten Ländern veröffentlicht werden, sprechen in drei Panels über Grenzen und Freiheit und über Zuschreibungen, die es zu hinterfragen gilt. Das Projekt trägt den literarischen Austausch über die europäischen Grenzen hinaus und verbindet Autor*innen, die in Kriegs- und Krisengebieten leben mit Exil-Autor*innen hierzulande.
 

16:00–17:00 Uhr | Panel 1
Die Illusion der Tragfähigkeit (Ägypten, Syrien, Deutschland)

Dass das dünne Eis vielleicht doch zu tragen vermag, ist sowohl in Krisengebieten als auch im Exil oft eine Illusion. Die Gefahr des Bruchs ist allgegenwärtig, und so bleibt der Wunsch nach Stabilität fast immer unerfüllt. Parallel dazu wächst das Wissen, dass es genau zu diesem Bruch kommen müsste, um ein wirklich tragfähiges Leben aufbauen zu können.
Mit Lina Atfah (Syrien/Wanne-Eickel), Rasha Azab (Ägypten) und Dima Albitar Kalaji (Syrien/Berlin)
Moderation: Caroline Assad, Übersetzung: Günter Orth

17:30–19:00 Uhr | Panel 2
Schweigen, das in den Ohren brennt (Belarus, Eritrea)

“Ich bin am Leben” – so lautet der Titel des Gedichtbands, mit dem die eritreische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Yirgalem Fisseha Mebrahtu das Wort ergreift. Sie schreibt damit gegen das Schweigen an, zu dem die Diktatur ihres Landes sie bringen will, selbst hier noch im Exil. Die Autor*innen aus Eritrea und Belarus lassen sich das Wort aber nicht verbieten, sondern riskieren für ihr Recht auf freie Rede ihre Freiheit oder gar ihr Leben. Genauso wenig lassen sie sich auf bestimmte Inhalte festlegen, erzählen eben oft gerade nicht das, was von ihnen erwartet wird und zeigen so: Freiheit des Wortes muss nicht Freiheit von Unterdrückung sein, sondern kann auch Freiheit für das Spiel der Sprache bedeuten.
Englisch-russische Lesung und Gespräch
Mit Yirgalem Fisseha Mebrahtu (Eritrea/München), Sabina Brilo (Belarus) und Zmicier Vishniou (Belarus)
Moderation: Iryna Herasimovich, Übersetzung: Irina Bondas

19:30–20:30 Uhr | Panel 3
Schreiben als Widerstand (Angola, Iran, Afghanistan)

Wie gehen Schriftsteller*innen mit ihrer Rolle als Sprecher*innen von Wahrheiten in Systemen um, die Kritik am Status quo entmutigen oder aktiv unterdrücken? Die Instabilität des dünnen Eises kann durch bestimmte Formen des Schreibens sowohl sichtbar gemacht als auch herausgefordert werden. Was inspiriert Autor*innen dazu, zu kommunizieren, was verborgen, verleugnet oder aktiv zum Schweigen gebracht wurde? Wie kann die Sprache als Mittel eingesetzt werden, um den Status quo in Frage zu stellen? Drei Autor*innen, aus Afghanistan, Iran und Angola, tauschen sich über diese Themen aus.
Deutsch-persisch-portugiesische Lesung und Gespräch.
Mit Cintia Gonçalves (Angola), Mariam Meetra (Afganistan/Berlin), Ali Abdollahi (Iran)
Moderation: Ana Sobral, Übersetzung: Jutta Himmelreich & Barbara Mesquita

Termine

Vergangen
So 27.11.2022, 16:00 / HAU1
Hinweis:

1. Teil 16:00 – 17:00 Uhr:  Arabisch mit deutscher Übersetzung
2. Teil 17:30 – 19:00 Uhr: Russisch, Belarusisch und Französisch mit englischer Übersetzung
3. Teil 19:30 – 21:00 Uhr: Portugiesisch und Dari mit deutscher Übersetzung

Credits

Eine Veranstaltung von “Weiter Schreiben Mondial” in Kooperation mit HAU Hebbel am Ufer. “Weiter Schreiben Mondial” ist ein Projekt von WIR MACHEN DAS, gefördert durch das Auswärtige Amt.

Spielorte

HAU1
Stresemannstraße 29, 10963 Berlin

Zwei markierte Parkplätze vor dem Haus vorhanden. Zugang zum Parkett über separaten Eingang mit Lift möglich. Barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden. Tickets für Rollstuhlfahrer*innen und Begleitpersonen sind über das Ticketingsystem buchbar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an unser Ticketing- & Service-Team unter +49 (0)30 259004-27 oder per E-Mail an tickets@hebbel-am-ufer.de.

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