Selbst im Schlaf senden wir Daten aus. Wir sind umgeben von Systemen, die uns zählen, katalogisieren, vergleichen und berechnen. Algorithmische Orakel versprechen Sicherheit und liefern Kontrolle. Aber welche Mythen umweben diese Systeme? Die Performance “LORECORE” ist ein live generierter Video-Essay, der von drei Darsteller*innen und einer Roboterkatze zum Leben erweckt wird. Er befasst sich mit der Logik und Funktionsweise des Technofaschismus. Welche Synergien ergeben sich aus der Annäherung von Tech-Industrie und der Neuen Rechten?
“LORECORE” begibt sich in die abgründigen Tiefen der Mythenbildung rund um die US-amerikanischen Tech-Unternehmen und blickt in die uns umgebenden spiegelnden Oberflächen, um zu sehen, was nicht einmal verborgen ist. Wir versammeln uns, um Zeug*innen der verblassenden Träume des alten Internets und des Aufstiegs des Technofaschismus zu werden. Dabei zeigen die*der Berliner Künstler*in Anan Fries und Team nicht nur die Zusammenhänge zwischen wirtschaftlicher und politischer Macht auf, sondern tauchen auch in die mystischen Sphären der Digital-Welt ein, samt der omnipräsenten Selbstinszenierung der Big Tech-Unternehmer als Könige einer zukünftigen autoritären Welt.
Der Titel “LORECORE” bezieht sich auf diese Selbsterschaffung, die die eigene Position als übergeordnet kennzeichnet. Als ein Charakteristikum für die heutige Gesellschaft mit ihren multiplen Krisen beschreibt dies der Autor Shumon Basar, welcher den Begriff geprägt hat, wenn er konstatiert, dass wir in einer Ära leben, “die zum digitalen Kapitalismus gehört und durch das existenzielle Bedürfnis der Menschen gekennzeichnet ist, sich selbst zu inszenieren, während globale Narrative in beispielloser Weise zusammenbrechen.”