Wir befinden uns an einer besonderen Schwelle, inmitten dessen, was viele als juristisches Erwachen bezeichnen. Die Gewährung von Rechten an natürliche Wesen – an den zähen Fisch Pirarucu, den fließenden Fluss oder den wilden Flussdelfin – ist das allmähliche Eindringen der Wildnis in das Archiv des menschlichen Rechts. In diesem performative Vortrag untersucht Dr. Maria Cecilia Oliveira, Leiterin der transdisziplinären Forschungsgruppe “Ökopolitik und gerechte Transformationen” (EcoPol) am RIFSPotsdam, die affektiven und sensorischen Dimensionen der Prozesse dieser “Rechte der Natur” (“Rights of Nature”) im Amazonasbecken entlang des Laufs des Amazonas aus einer öko-feministischen und antiautoritären Perspektive. Er konzentriert sich auf die jüngste Bewegung zum Schutz der Natur, die von den Anden bis zum Atlantik reicht, argumentiert jedoch, dass eine auf Texten und Rechten basierende Analyse allein nicht die volle Bedeutung dieser Bewegung erfassen kann. “Amazongraphy” lädt das Publikum stattdessen dazu ein, eine sinnliche Outlaw-Rechtswissenschaft zu erleben, die den Schwerpunkt darauf legt, wie Recht im Alltag erfunden, hinterfragt und angefochten wird. Auf der Grundlage einer audiovisuellen Methodik, die während der Produktion eines Dokumentarfilms entstand, geht der performative Vortrag über die traditionelle Rechtsanalyse hinaus und untersucht die Atmosphären, Rhythmen und emotionalen Register, durch die die Erfahrungen der Gemeinschaften und die Persönlichkeit des Flusses über das Menschliche hinaus zum Ausdruck kommen.